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"zur bleibenden erinnerung an einen bedeutenden diplomaten und Fahrer MitbuergeR"

Geheimrat Dr. jur. August von Roentgen (1781 - 1865)


Zwei der neu entdeckten Miniaturen zeigen Portraits des zweiten Sohnes David Roentgens, der am 10. Juni 1781 in Neuwied geboren und auf den Namen Gottfried Leonhard August getauft wurde. An den Universitäten Erlangen und Leipzig studierte er die Rechtswissenschaft. In Leipzig erlangte er 1803 die Doktorwürde und trat anschließend als Polizeimeister in den Dienst des Fürsten zu Wied-Neuwied ein.

    Nach der Mediatisierung der wiedischen Fürsten 1806 wurde August Roentgen als Beamter in die Dienste des neuen Landesherrn, des Herzogs von Nassau, aufgenommen. In der Residenzstadt Wiesbaden stand er seinem Vater David auf dessen Sterbelager am 12. Februar 1807 bei und schreibt nach Neuwied: >>Mehrere Stunden saß ich weinend an seinem Bett. Er lag ruhig, ohne ein Zeichen von Schmerzen zu äußern. Um halb 5 Uhr schloß er unter einem leichten Hauch den Mund, seine Geschichtszüge waren heiter und sanft ging seine Seele in die Hände des Erlösers über<< (Zitat: Fabian 1996, S. 401, Quelle Nr. 2. 378.)

    Am nassauischen Hof begann dann August Roentgens Karriere als Diplomat: 1809 Chargé d’Affaires (Geschäftsträger) am großherzoglich bergischen Hof in Düsseldorf, 1810 diplomatischer Agent in Paris, 1814 / 15 begleitete er als Legationsrat den nassauischen Staatsminister Ernst Franz Ludwig Freiherrn Marschall von Bieberstein (1770 – 1834) auf dem Wiener Kongress. Minister von Marschall gelang es, die Souveränität Nassaus trotz anfänglicher Annektierungsabsichten Preußens zu erhalten. Er war es auch, der den Neuwieder Herrnhutern die nach der Mediatisierung der Fürsten zu Wied 1806 verloren gegangenen Privilegien wieder zugesichert hatte. Weitere Verhandlungen führte 1807 Augusts Vater, David Roentgen, in Wiesbaden. Den erfolgreichen Abschluss erlebte er bekanntlich durch seinen plötzlichen Tod nicht mehr.

 

August Roentgen um 1820

August Roentgen um 1820

Miniaturmalerei auf Papier, 12,5 x 10,5 cm (mit Rahmen)
Privatbesitz, Leihgabe im Roentgen-Museum Neuwied


Im Auftrag des Herzogs von Nassau folgte August Roentgen 1815 der Armee der Alliierten nach Paris.1816 wurde er nassauischer Minister-Resident (ständiger diplomatischer Vertreter) am niederländischen Hof im Haag. 1820 zugleich großherzoglicher badischer Minister-Resident. Als Gesandter erhielt er später die Vertretung beider Höfe in München. Dem wirklichen Geheimen Rat – ein Titel, den auch sein Vater trug – schenkten Herzog Wilhelm von Nassau und später auch dessen Sohn Herzog Adolf ihr besonderes Vertrauen und holten gerne seinen Rat ein.

In Anerkennung seiner Verdienste erhob der preußische König Friedrich Wilhelm III. 1824 August Roentgen unter Annahme eines Adelsswappens in den Adelsstand.

August von Roentgen um 1830

Adelswappen: August von Roentgen

 

Adelswappen des

August von Roentgen

August Roentgen um 1830
 
Miniaturmalerei auf Papier, 10 x 8,8 cm (mit Rahmen)
Privatbesitz, Leihgabe im Roentgen-Museum Neuwied
 

 

1833 wurde er nassauischer und braunschweigischer Bundestagsgesandter und wohnte beruflich bedingt in Frankfurt am Main. Nach seiner Pensionierung 1844 diente Seine Excellenz dem Herzog von Nassau in einzelnen diplomatischen Missionen an verschiedenen Höfen. So vermittelte er bei der Vermählung des schwedischen Kronprinzen Oskar (II.) mit Prinzessin Sophie von Nassau, einer Halbschwester Herzog Adolfs sowie auch Fürstin Maries zu Wied, mit deren Familie freundschaftliche Verbindungen bestanden. Die Verlobung des Paares fand am 26. September 1856 auf Schloss Monrepos bei Neuwied statt. Weitere Missionen führten August von Roentgen nach Brüssel und Den Haag.

 

Illustration: Landhaus Villa Roentgen - Grabmahl Roentgen - Schloß Monrepos

Links: Landhaus "Villa Roentgen" auf dem Friedrichstein in Fahr am Rhein bei Neuwied
Bildmitte: Das ehemalige Grabmahl des Ehepaar Roentgen auf dem Feldkirchener Friedhof.
Rechts: Das wiedische Schloß Monrepos

Seine Exzellenz: Geheimrat Dr. jur. August von Roentgen

Im Staats- und Adreß-Handbuch des Herzogthums Nassau (1865) wird er als außerordentlicher Minister für Schweden und Norwegen aufgeführt. Für seine diplomatischen Verdienste erhielt er zahlreiche Orden:

Herzoglich Nassauischer Militär- und Civilverdienstorden Adolph`s von Nassau (I. Klasse), Großherzoglich Luxemburgischer Orden der Eichenkrone (I. Klasse), Königlich Niederländischer Orden vom Niederländischen Löwen (2. Klasse), Königlich Schwedischer und Norwegischer Nordsternorden (1. Klasse) und Norwegischer St. Olaforden (2. Klasse), Königlich Belgischer Leopoldorden (1. Klasse), Großherzoglich Badischer Zähringer Löwenorden (1. Klasse), Königlich Sächsischer Civildienstorden (2. Klasse) und Königlich Hannoveranischer Guelpenorden (3. Klasse)



August von Roentgen hatte sich am 12. Juli 1837 in Frankfurt am Main mit Carolina Olivia von Trepka (1815 – 1851), Tochter des Königlich Dänischen Kammerherrn und Obristen, späteren Generalmajors Christian Friedrich vom Trepka, vermählt. Das kinderlose Ehepaar lebte in seiner in den 1840er Jahren errichteten Villa auf dem Friedrichstein in Fahr am Rhein, einem imposanten Landhaus mit Wirtschaftsgebäuden, Park und einem Weinanbau am Südhang oberhalb des Rheinufers. Dort verstarb August am 5. August 1865 nach kurzer Krankheit.
    
Seine Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof in Neuwied-Feldkirchen neben seiner 14 Jahren vorher verstorbenen Gattin. Die künstlerisch gestaltete Grabanlage des Ehepaares wurde allerdings 1963 "versehentlich" beseitigt und um 1990 vollständig eingeebnet. Die zwei Bilder zeigen Reste der ehemaligen Grabstätte.

03. Dezember 2014 - Durch Archivrecherchen, Befragung von älteren Mitbürgern, der Friedhofsverwaltung sowie des örtlichen Steinmetzes Herrn Robert Rosswag, konnte die ehemalige Grabstätte nach nunmehr rund 50 Jahren wieder lokalisiert werden. Am 05. August 2015 ist der 150. Todestag dieses ehemaligen Mitbürgers. Im Januar/Februar 2015 soll es einen Abstimmungstermin mit dem Stadtmarketing und der Friedhofsverwaltung geben bei welchem geklärt werden soll, wie weiter verfahren werden soll.

1984 Reste der ehemaligen Grabstätte des Ehepaar Roentgen
1987 Reste der ehemaligen Grabstätte des Ehepaar Roentgen
1984 Grabstätte Roentgen
1987 Grabstätte Roentgen

 


Die im Neuwieder Roentgen-Museum ausgestellten Miniaturportraits zeigen den Diplomaten im Alter von etwa 30 Jahren und zehn Jahre später.

   Auf dem ersten Bildnis, wohl um 1820 entstanden, trägt er einen dunklen Gehrock mit weißem Halstuch und Jabot. Finden wir bei seinem Vater noch die im 18. Jahrhundert übliche Zopfperücke, so hat August Roentgen sich mit Kurzhaarfrisur in der Mode des frühen 19. Jahrhunderts darstellen lassen. Den Kragen seines Rockes schmücken zwei Orden. Ob es sich bei dem oberen Orden um den Zähringer Löwenorden handelt – August wurde 1820 badischer Minister-Resident -, konnte nicht genau verifiziert werden.

     Die zweite Miniatur zeigt August von Roentgen um 1830 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Nun geadelt, Minister-Resident, Gesandter und später bevollmächtigter Minister, ist ein in dunklem Frack mit weißer Weste, weißem Hemd und dunkler Halsbinde gekleidet. Auch hier trägt er zwei Orden, wohl den Orden vom Niederländischen Löwen und den Bruststern zum Großkreuz des Zähringer Löwenordens sowie unter seinem Gehrock dessen dunkelgrünes Ordensband mit zwei orangefarbenen Bordstreifen.

     Die in Originalrahmen geschützten Miniaturen bestechen durch ihre hervorragende Qualität. In feinster Malweise zeigen sie detailgenau den charaktervollen Kopf und die Kleidung des Dargestellten. Die nicht signierten Miniaturen lassen den Diplomaten in vornehmer Haltung, mit freundlichem, pflicht- und selbstbewusstem Blick auf den Betrachter gerichtet, erscheinen . Ein bemerkenswerter Mensch, der, aus einer Handwerker- und Unternehmerfamilie stammend, von seinem Vater diplomatisches Geschick geerbt hatte und vom preußischem König geadelt wurde, auf ein erfolgreiches berufliches Leben als nassauischer Gesandter an europäischen Königshöfen blicken kann.

   Eine weitere dritte Miniatur wurde im Archiv des Ornoldia Corps Erlangen gefunden. August Roenten wurde im SS 1799 rezipiert. Es ist der älteste deutsche Studenten Corps der heute noch besteht und viele berühmte Mitglieder hat.

August von Roentgen um 1840

August von Roentgen um 1840
Miniatur aus dem Archiv des Ornoldia Corps Erlangen

Erlangen, Februar 1801

Eintrag des Corps Mitglieds August Roentgen in das Stammbuch eines Freundes:

„Prosit Herr Landsmann“
Spruch: Das Ziel nach welchem wir ringen / ist, die Kürze des Lebens mit unvergänglichen Thaten / und mit dem schönsten Tode ein schönes Leben zu krönen.
Zum Andenken von Deinem aufrichtigen Freund und Br. A. Röntgen d. R. B. aus Neuwied.“

Universitäts Bibliothek Erlangen. Publiziert durch Herrn Professor Dr. H.P. Hümmer in Einst und Jetzt Bd. 47, 2002, S. 51–103] (186)

Der Roentgen Brunnen von 1862 und dem Bildnis des Geheimrath August von Roentgen.
Neuwied-Feldkirchen (Fahr) - Große Brunnengasse

Der Roentgen-Brunnen von 1862 vor dem Industriedenkmal Wasserwerk Fahr 1925

Bitte beachten Sie auch die weiteren Informationen über das Leben und Wirken des ehemaligen Fahrer Mitbürgers August von Roentgen auf den Webseiten:

Roentgen Villa auf dem Friedrichstein

Roentgen Brunnen (Trinkwasser-Wasserversorgung) in der Denkmalzone von Fahr

 

Quelle/Bilder der Orden: Diese wurde mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Uwe Brückner, den Betreiber der Webseite http://www.bundesverdienstorden.de zur Verfügung gestellt.

Literatur Empfehlung: ISBN 978-3-9809797-9-5 - MöbelDesign: Roentgen, Thonet und die Moderne. Herausgegeben von Wolfgang Thillmann und Bernd Willscheid. Erhältlich im Roentgen-Museum Neuwied

 

Januar 2015

PS.: Ich arbeite seit einigen Jahren an einer sehr umfangreichen MultiMedia-Dokumentation über August von Roentgen mit Zitaten aus historischen Dokumenten und Vorträgen. So u.a. während des Wiener Kongresses und seiner Tätigkeit in der Deutschen Bundesversammlung. Das Erscheinungsdatum kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genannt werden. Sollten Sie Fragen haben, schreiben Sie mir bitte ein E-mail: Erich Walther